Glasfabrik, warum ist es wichtig?
Gemeindepolitik läuft in der Regel ruhig und sehr konsensual ab. So eigentlich auch in Brunn am Gebirge wo rund 90 % aller Anträge einstimmig oder einhellig von allen Parteien getragen werden. Es gibt aber wie überall Themen, die so wichtig sind, deren Auswirkungen so massiv sind und so lange nachwirken, dass über diese eingehend diskutiert und wenn notwendig um die beste Lösungsidee gestritten werden muss.
Die Entwicklung der Glasfabrikgründe ist so ein Thema. Und das aus mehreren Gründen. Erstens, die schiere Größe des Grundes bedingt, dass man sich im Sinne der Ortsentwicklung mit dort geplanten Projekten sehr umfassend befasst. Denn die Auswirkungen, die eine Fehlplanung hat, werden die Brunnerinnen und Brunner noch Jahrzehnte begleiten und werden Auswirkungen auf unser aller Lebensqualität haben. Zweitens, stellt dieser große Grund eine der letzten großen Baulandreserven dar, die es in Brunn gibt. Das heißt auch, öffentliche Infrastruktur, die hier nicht mitgedacht wird, die hier nun nicht entsteht, hat kaum Chancen im Nachhinein an einem anderen Ort verwirklicht zu werden – da schlicht keine Gründe mehr dafür vorhanden sind. Und Drittens stellt jedes dort verwirklichte Projekt Fragen an die gesamtörtliche Entwicklung, wohin sich der Ort in den nächsten Jahrzehnten entwickeln kann und soll.
Für die Brunner Volkspartei ergeben sich daher drei zentrale Forderungen bei der Entwicklung der Glasfabrikgründe. Erstens eine Anpassung jedes Projekts an die Kapazitäten der vorhandenen Brunner Infrastruktur, insbesondere in Hinblick auf die bereits hohe Verkehrsbelastung, die Kapazitäten von Wasserversorgung und Kanalsystem und insbesondere im Sinne des Mikroklimas und Katastrophenschutzes, deutliche Maßnahmen zur Schaffung von Grünraum und der Verhinderung von großflächiger Bodenversiegelung.
Zweitens die Nutzung der Chancen des Grundstücks für die Schaffung fehlender öffentlicher Infrastruktur wie zum Beispiel Schulen, Sportstätten und öffentlich nutzbare Strukturen für Vereine, Bürgerinitiativen, Zivilgesellschaft, Jugendliche und alle Bürgerinnen und Bürger Brunns.
Drittens eine achtsame Entwicklung des Grundstücks angelehnt an die bereits bestehende Struktur Brunns und kein Export von überdimensionalen Baukonzepten aus Wien über die Stadtgrenzen, die nicht an die bestehenden Gegebenheiten angepasst sind. Für uns gilt dabei das örtliche Entwicklungskonzept mit seiner Wachstumsobergrenze von 16.000 Einwohnern (aktuell rund 14.200) und die ursprünglich für das Areal angedachte Mischnutzung von Gewerbe, öffentlicher Infrastruktur und Wohnbau als Basis für die Entwicklung.
Warum ist uns dieses Thema so wichtig? Wir sehen die Diskussion gleichzeitig als große Gefahr, wenn die Gemeindepolitik hier nicht im Sinne des gesamten Ortes klar Position bezieht und die Interessen der Gemeindebürgerinnen und -bürger durch Schnellschüsse nicht gewahrt werden. Dann droht mit knapp 1.000 Wohnungen eine massive Mehrbelastung des Ortes durch Verkehr und bei der Leistungserbringung durch die Gemeinde. Gleichzeitig sehen wir damit eine große Chance für Brunn vergeben, auf den Gründen Angebote zu schaffen, die neben leistbarem Wohnen für junge Brunnerinnen und Brunner auch dringend notwendige Angebote im Bereich Sport, Bildung und für die Brunner Gesellschaft zu schaffen. Für die Umsetzung dieses Plans wären wir als Brunner Volkspartei auch bereit die gute finanzielle Lage der Gemeinde zu nutzen um zukunftsgerecht zu investieren. In den letzten Jahrzehnten wurden zu viele Chancen vergeben, Angebote und Lebensqualität für die Menschen im Ort zu schaffen und zu erhalten. Das darf hier nicht noch einmal passieren.
Wichtig ist auch, es ist noch nichts entschieden. Der Gemeinderat hat mit den noch zu erlassenden Bebauungsbestimmungen noch einen starken Hebel in der Hand um die Dimension und die Struktur jedes Bauprojektes das kommt mitzubestimmen. Und so lange diese Bebauungsbestimmungen noch nicht erlassen sind, hat die Gemeinde Zeit mit dem Grundstückseigner über Alternativen zu sprechen und mit ihm über z.B. den Ankauf oder die Pacht von Teilen der Gründe zu verhandeln.
Wohnbau für Brunnerinnen und Brunner
Die Brunner Volkspartei bekennt sich klar zum leistbaren Wohnbau insbesondere für junge Brunnerinnen und Brunner. Unsere Gemeinde lebt von engagierten Menschen, die eine Verbindung zum Ort haben und hier ihr Leben verbringen möchten. Das wollen wir so gut es geht politisch unterstützen.
Dafür braucht es aber keine 1.000 Wohnungen auf den Glasfabrikgründen. In den letzten 20 Jahren ist Brunn durch Geburten (Sterbefälle-Geburten) um rund 26 junge Brunnerinnen gewachsen, bei fallender Tendenz. Der überwiegende Teil des Wachstums in Brunn, rund 77 %, ist durch Zuzug entstanden. Das heißt der Bedarf an neuen Wohnungen der durch das natürliche Wachstum der Gemeinde entstehen ist klein und kann leicht durch bereits geplante Wohnbauprojekte und eine sanfte Bebauung bei der Glasfabrik auf Jahrzehnte abgedeckt werden. Viel wichtiger dabei ist, dass bei den bestehenden geförderten Wohnungen endlich eine transparente Vergabe erfolgt, bei der sichergestellt ist, dass Brunnerinnen und Brunner auch tatsächlich zum Zug kommen. Aktuell erfolgt die Vergabe von geförderten Genossenschaftswohnungen im stillen Kämmerchen ohne nachvollziehbare Kriterien durch den Bürgermeister. Andere Gemeinden machen dies sogar im Gemeinderat anhand eines klaren Kriterienkataloges.